Korrektur im Yoga „hands on“
Eine Korrektur in der Yogastunde betrifft in der Regel den Körper, manchmal den Atem. In der Meditation ist eine Korrektur von außen garnicht möglich.
Es gibt folgende Möglichkeiten:
- TeilnehmerInnen fragen nach
- Initiative des/der Kursleiters/in
- in der aktuellen Situation
- nach der Stunde
- verbal
- zeigen, vormachen (lassen)
- durch Kontakt über die Hände, auflegen, drücken, ziehen.
Die letzte Variante ist die invasivste.
Der Anwendung von Korrekturen wird in den Yogastilen unterschiedliche Bedeutung beigemessen.
In meinen Kursen steht die eigene Erfahrung der TeilnehmerInnen im Vordergrund. Besonders für AnfängerInnen ist das ungewohnt und schwierig, denn dazu bedarf es der Fähigkeit, den eigenen Körper spüren zu können.Fühlt sich eine Bewegung „richtig“ an? Kann ich meinem Gefühl trauen? Es ist umso schwieriger, wenn es nicht gezeigt wird. Dann muss ich mich ganz auf mich verlassen – oder zur Nachbarmatte schauen. Das hilft manchmal, aber manchmal auch nicht.
Diese regelmäßige Übung auf der Matte schult die Wahrnehmung des eigenen Körpers im Laufe der Zeit immer mehr. Wir üben damit etwas, was uns im Alltag verloren gegangen ist, für den Alltag.
Und wir erfahren erstaunliche Dinge über uns: Macht uns das unsicher und unruhig? Streßt uns das, weil wir alles richtig machen wollen oder alles von Anfang an perfekt sein soll? Wer fordert das? Sind wir ärgerlich, dass keine „Hilfe“ von außen kommt? Fühlen wir uns allein gelassen? Oder können wir beobachten, was geschieht, was der Köper macht? Sind wir unsicher, weil eine äußere feste Struktur fehlt? Wir sind eigenverantwortlich- wie gehen wir damit um? Geben wir die Verantwortung lieber ab (Chef/in,Arzt/Ärztin, Partner/in, Kursleiterin)? Sind wir uns dieser Muster bewusst? Wollen wir das wirklich?
Wenn ein/eine Teilnehmer/in nachfragt, bekommt sie natürlich eine Unterstützung. Zunächst verbal durch eine Beschreibung oder Formulierung oder den Vorschlag für ein Hinspüren. Manchmal ist ein Hilfsmittel, z.B. ein Klotz zwischen den Knien oder ein Kissen auf dem Rücken hilfreich, um die Bewegung dort zu spüren. Wenn ich auf Nachfrage darf, berühre ich auch. Manchmal reicht es auch, die Bewegung vorzumachen.
Wann korrigiere ich?
Für mich als Kursleiterin gilt der Grundsatz: So selten und so sanft wie möglich. Der Prozess, sich wieder zu spüren, und dem eigenen Gefühl zu vertrauen, braucht Zeit. Und das ist wichtiger, als eine Bewegung genauso auszuführen, wie ich sie ansage. Es gibt schließlich viele Varianten. Das heißt nicht, dass jede/r machen sollte, was er/sie möchte.
1. Wenn ich den Eindruck habe, dass ein Mißverständnis zwischen Ansage und Ausführung besteht.
2. Wenn die Ausführung der Bewegung oder Haltung dem Körper nicht guttut. Die wenigsten dieser Situationen ziehen direkt einen Schaden nach sich. Vor allem, weil sie bei den meisten nur ein Mal in der Woche vorkommen, und sie sich im Alltag viel öfter ungesund bewegen oder halten. Es geht darum, dass sich ungesunde Bewegungen, die z.B. die Füße, Knie, Lenden- und Halswirbelsäule unnötig belasten, nicht einprägen und nicht zu neuen unerwünschten Mustern werden. Manchmal ist die „Korrektur“ auch für den Atem wichtig.
Dann wiederhole ich die Ansage, zunächst mit anderen Worten und allgemein an die Gruppe gerichtet, so dass sich niemand vorgeführt vorkommen könnte oder ggf. leise direkt neben dem/der Teilnehmer/in. So möchte ich den Teilnehmern/Innen eine Brücke bauen, weiterhin in der Erfahrung zu bleiben.
Mit Berührungen gehe ich sparsam um. Ich gehöre nicht zu dem vertrauten Personenkreis, der diese/n Teilnehmer/in berühren darf, z.B. Eltern, Kinder, PartnerIn, Freund/in. Nicht alle Menschen mögen Körperkontakt. Er ist ihnen unangenehm oder sie haben schlechte Erfahrungen gemacht. Eine solche Korrektur ist zudem sehr direkt. Selbst wenn ich vorher frage, kann es sein, dass jemand ja sagt und sich nicht traut, ehrlich nein zu sagen. Vielleicht ist es ein Muster, es fehlt die innere Erlaubnis oder sie wollen nicht unhöflich sein. Aber sie werden wenigstens gefragt und das ist dann vielleicht auch eine neue Erfahrung.
Insgesamt ist vielleicht die Idee des Korrigierens sichtbar geworden: Die Korrektur hat nichts mit der Korrektur aus der Schule oder anderen Bereichen zu tun. Es heißt nicht, das etwas falsch gemacht wurde. Es geht nicht darum, dass jemand von außen kommt und uns sagt, was seiner Meinung nach richtig oder falsch (an uns und unserem Verhalten, Körper etc.) ist und dass es nur diese eine richtige Form gibt. Wir finden es auf der Matte selbst heraus.
Namasté
Ihre Helga Brinkmann