Im Yogasutra heißt es, Yoga will gegenwärtiges Leid vermindern und zukünftiges Leid vermeiden. Das ist die Verknüpfung von Yoga und Burnout.
Ein modernes Leid ist Burnout – mit leider steigender Tendenz. In vielen Artikeln zum Thema Burnout wird die Diagnose auf die psychische Komponente reduziert mit der Gefahr, dass Menschen, die unter den Symptomen leiden, in eine bestimmte Schublade gesteckt werden. Die Vermischung mit der Krankheit Depression macht das Bild noch diffuser.
Was verbirgt sich hinter dem Schlagwort Burnout? Ausbrennen- was ist das genau? Ein anderer Begriff dafür ist „Erschöpfungsdepression“.
Erschöpfung ist eine menschliche Erfahrung. Meistens erholen wir uns mehr oder minder schnell. Und Depression? In der schlimmen Form sind Menschen nicht in der Lage, morgens aufzustehen. Den Müll rauszutragen ist für sie eine Tagesaufgabe. In abgeschwächter Form zeigt sich Depression als zeitweise oder längeranhaltende Lustlosigkeit und mangelnde Lebensfreude.
Irrtum Nr. 1: Menschen mit der Diagnose „Burnout“ sind willensschwach.
Ein Burnout ist die Folge einer langen Periode mit übermäßigem Stress und fehlender Erholung. Die Stressreaktion kann nicht vollständig ablaufen.
Stress ist ein Zustand, in dem wir unsere Umwelt – Situation oder Menschen – als bedrohlich erleben. Unter Stress reagiert unser Körper, ob wir wollen oder nicht, mit einem uralten Muster. Dieses Muster sicherte das Überleben unserer Vorfahren bei existenzieller Bedrohung von außen durch Mensch und Tier. Unser sog. Stamm- oder Reptiliengehirn reagiert bei Stress unmittelbar, indem es bestimmte Hormone von den entsprechenden Organen ausschütten läßt: das allseits bekannte Adrenalin und das weniger bekannte Cortisol.
Die Hormone lösen eine ganze Kaskade von Körperreaktionen aus:
- das Herz schlägt schneller und der Blutdruck steigt. Wir spüren das durch vermehrtes Schwitzen und Erröten.
- Die Muskulatur wird angespannt – vom Kopf bis zu den Füßen.
- Dadurch steht weniger Blut für die Verdauung zur Verfügung. Sogar der Speichelfluss ist reduziert.
- Die Blutgerinnung wird gesteigert.
- Das Schmerzempfinden wird reduziert.
- Der Blutzuckerspiegel steigt, denn der Körper braucht jetzt Energie.
- Und: die Tätigkeit unseres Cortex, dem „jüngeren“ Teil unseres Gehirns, der für Logik, Vernunft und Kreativität verantwortlich ist, ist stark eingeschränkt. Längerfristig treten Konzentratrionsschwierigkeiten auf und die Fehlerhäufigkeit steigt.
Das war vor langer Zeit sinnvoll. Es war keine Zeit, abzuwägen, welches der optimale, effektivste Weg ist und einen Arbeitskreis zu gründen. Und auch heute müssen wir manchmal schnell reagieren, z.B. wenn wir einem herannahenden Auto ausweichen wollen.
Diese körperlichen Reaktionen halten an, solange die Hormone ausgeschüttet werden. In grauer Vorzeit war diese Zeitspanne kurz. Entweder war die Gefahr vorüber oder, nun ja……
Unsere Stresssituationen im Alltag dauern 1. oft länger und 2. können die Hormone nicht durch Aktivität (Flucht, Angriff) körperlich abgebaut werden. Die Stressreaktion läuft nicht vollständig ab. Darin besteht das eigentliche Problem. Abgebauter Stress ist nicht belastend. Es werden länger und damit mehr Hormone ausgeschüttet und sie werden langsamer abgebaut. Damit sind Muskeln, Organe und Gehirn länger dieser Anspannung ausgesetzt. Diese längere Belastung ist die negative Auswirkung von Stress. Sie kann in den Burnout führen.
Es gibt verschiedene Abstufungen von Stressbelastung:
1. Eine leichte Form von Stressbelastung: der Körper erholt sich in der Freizeit durch Entspannung, Gespräche, leichte körperliche Betätigung, Spaziergänge, Musik, Tanz, Malen, Lesen, Fernsehen und über Nacht. Am nächsten Tag ist der Körper wieder in einer ausgeglichenen Verfassung.
2. In der nächsten Stufe bleibt der Körper länger als einen Tag unter der Anspannung mit all den Reaktionen, wie sie oben beschrieben sind. Wenn das Cortisol nicht mehr abgebaut werden kann, können (Ein-)Schlafstörungen als weitere Reaktion dazu kommen. Aber der Körper entspannt und regeneriert sich immer noch innerhalb weniger Tage, z.B. am Wochenende.
Wenn Sie dies bemerken, bei sich selbst, in Ihrem Umfeld, bei Kolleginnen/Kollegen und Ihren MitarbeiterInnen und Mitarbeitern (!), sollten Sie reagieren, ggf. das Gespräch suchen (aber nicht mit einer allzu großen Einsichtsfähigkeit -übrigens auch nicht bei sich selbst – rechnen. Die ist in diesem Stadium noch nicht vorhanden. Man hat scheinbar noch alles „im Griff“.).
3. Auch nach dem Wochenende ist man nicht erfrischt, sondern immer noch müde. Es braucht einen Jahresurlaub von 2-3 Wochen, um wieder regeneriert zu sein. In disem Stadium ist auch das Immunsystem bereits geschwächt. Es kommt häufiger zu Infekten. Und in dieser Phase kommt es häufig zu einem sozialen Rückzug. Die Energie für Begegnungen, Gespräche kann nicht mehr aufgebracht werden.
4. Die nächste Stufe können dann chronische Schmerzen, z.B. des Rückens, ein Herzinfarkt oder ein Burnout sein.
Die Nebennieren, die das Cortisol produzieren, sind aufgrund der Dauerbeanspruchung so erschöpft, dass sie das für den ganz normalen Alltag notwendige Cortisol (Antrieb und Immunsystem) nicht mehr in ausreichendem Maße bereitstellen können. Es fehlt ein wichtiger Baustein für die Energie, die der Alltag erfordert. Deshalb hat Burnout nichts mit fehlender Willensstärke oder Disziplin zu tun („reiß´dich doch mal zusammen“). Der Körper erleidet, laienhaft ausgedrückt, einen hormonellen Infarkt.
Die Heilung ist sehr langwierig. Es gibt Aussagen, dass es u.U. bis zu 2 Jahren dauern kann. In Reha- oder Tageskliniken können sich die Patienten/Patientinnen zunächst erholen. Sie haben in einem geschützen Rahmen soziale Kontakte. Über vielfältige, leichte Angebote soll die Lebensfreude wieder geweckt werden. Außerdem erleben die Patienten (wieder), dass sie in der Lage sind, etwas zu leisten, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau. Das tut ihrem Selbstwertgefühl gut. In den Kliniken finden wenig Therapiestunden statt, denn es geht vorrangig darum, die Menschen zu stabilisieren. Erst wenn jemand wieder stabil ist und sich erholt hat, ist auch wieder die nötige Kraft für eine Therapie vorhanden.
Irrtum Nr. 2: Menschen mit Burnout sind nicht belastbar
Menschen, die nicht belastbar sind, erleben oft ihre Grenzen und spüren sie gut. Sie haben gelernt, sich zu schützen und beuten sich nicht aus.
Menschen hingegen, die als LeistungsträgerInnen bezeichnet werden (ehrgeizig und beruflich und/oder privat stark engagiert sind), die sehr belastbar sind, fehlen oft diese „Grenzerfahrungen“. Sie erleben sich als „unkaputtbar“ und nehmen Signale ihres Körpers entweder nicht wahr oder nicht ernst genug. Dazu kommt, dass sie für ihr Verhalten von der Umwelt durch Anerkennung belohnt werden.
Doch auch LeistungsträgerInnen haben natürlich Grenzen und das Leben bietet viele Möglichkeiten, sich rund um die Uhr zu engagieren. Und so sind diese Menschen gefährdet, einen Burnout zu erleben.
Eine andere Ursache für Burnout ist auch, wenn Menschen lange in einer Situation ausharren, die ihnen nicht gut tut. Sie bleiben aus unterschiedlichen Gründen in dieser Situation, oft weil eine Veränderung zumindest vorübergehend existentielle Probleme mit sich bringen könnte. Dieses Aushalten ist ebenfalls eine starke Belastung und ist häufig der Auslöser für einen Burnout.
Kann man mit diesem Wissen Burnout noch auf die leichte Schulter nehmen? Will man wirklich die Gesundheit und alles, was wertvoll und wichtig ist im Leben auf´s Spiel setzen für – ja, wofür eigentlich?
Yoga und Burnout
Yoga ist ein guter Schutz gegen Burnout. Asanas und Meditation schulen die Selbstwahrnehmung. Die Philosophie bietet Anhaltspunkte für einen sinnvollen, nachhaltigen, gesunden Umgang mit sich und der Umwelt.
Aus diesen Gründen ist Yoga nicht nur für jeden einzelnen Menschen, sondern auch für Unternehmen im Sinne des Gesundheitsmanagement eine gute Maßnahme.
Auch begleitend zu einer Therapie, wenn es bereits zu einem Burnout gekommen ist, kann Yoga die Erfahrung von Körper und Selbstwirksamkeit stärken:
- Die Ressourcen werden erlebbar und stärken den Selbstwert.
- In einem geschützten Raum kann die liebevolle Akzeptanz der eigenen Grenzen ausprobiert werden.
- In der Gruppe werden auch soziale Kontakte möglich.
- In Einzelstunden kann dann individuell für die jeweilige Person und ihre Thematik eine Praxis für das selbstständige eigene Üben zu Hause erarbeitet werden.
- Damit es erst garnicht zum Burnout kommt: Die Drei-Minuten-Meditation als Ihre Praxis für zu Hause z.B. als bewusstes Ankommen im Tag oder als bewussten Abschluss des Tages, während Sie in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind oder warten, im Wartezimmer beim Arzt, an der Kasse des Supermarktes…….. denn: regelmäßige Meditation erhöht die graue Masse in Hirnarealen, die für Konzentration, Aufmerksamkeit und Erinnerung wichtig sind. Meditation beeinflusst auch den Vagusnerv und somit das Immunsystem und das allgemeine Wohlbefinden. ( Der Spiegel 21/2013).
Die Meditation ist sehr gut für Berufstätige geeignet, um eine gute Balance zu halten und garnicht erst unter Stressauswirkungen zu leiden, wenn sie regelmäßig praktiziert wird, z.B. als „Zigarettenpause“. Raucherpausen sind anerkannt, weil RaucherInnen sie brauchen. Sie brauchen genauso Ihre Meditationspause, die nicht länger dauert, als eine Zigarettenlänge! Gehen Sie am besten alle 2 Stunden nach draußen (dann lässt die Konzentration nämlich nachweislich nach und sie strengen sich noch mehr an!), Sie haben etwas Bewegung und frische Luft – und praktizieren Ihre Drei-Minuten-Meditation – im Stehen, mit offenen Augen. Sie müssen nicht immer mit geschlossenen Augen und im Sitzen meditieren:
Einführung in die Drei-Minuten-Meditation mp3:
Die Drei-Minuten-Meditation mp3:
Ergänzend hier das theoretische 12-Phasen-Modell, das soziale und psychische Auswirkungen des Burnout benennt: