Weihnachten, das sind „geweihte Nachten (Nächte)“ oder „heilige Nacht“ wie es im Lied heißt. Diese Nacht unterscheidet sich von anderen Nächten und ist deshalb heilig, weil sich das Göttliche auf der Erde durch die Geburt Jesu inkarniert hat. Gott hat sich selbst in Form seines Sohnes in eine menschliche Gestalt begeben, denn Vater, Sohn und der Heilige Geist sind die Dreifaltigkeit, also ein und dasselbe. Das ist der ursprüngliche Sinn von Weihnachten.
In anderen Kulturen gibt es Parallelen, denn z.B. im Hinduismus inkarnieren sich Götter auch immer wieder neu, wenn sich die Menschen verirren und ihre eigentliche Aufgabe aus den Augen verloren haben. Im Buddhismus gibt es viele Buddhas, viele Lamas, die die Menschen immer wieder an ihren göttlichen Ursprung erinnern. Das Ereignis von Weihnachten reiht sich hier ein.
- Ist Transzendenz Aberglaube?
Bis zur „Aufklärung“ im 17. Jahrhundert galt weltweit die Überzeugung, dass das Leben nicht mit dem physischen Tod endet. Davon zeugen Grabungen rund um den Globus durch Funde von Grabbeigaben. Diese Überzeugung war abhängig vom jeweiligen kulturellen Kontext: Naturverbundene Völker glaubten an ein Weiterleben in Tieren, Pflanzen, Bergen oder gaben den Verstorbenen Werkzeuge mit. Sozialisationen wie in Ägypten glaubten an ein Weiterleben in einer ähnlichen Welt und gaben Statussymbole mit. Religionen stellen sich das Weiterleben in einem Himmel (alternativ Hölle) bei ihrem Schöpfer (Jahwe, Gott, Allah) vor. Im Hinduismus, Buddhismus und anderen östlichen Traditionen wechselt die Daseinsform in ein Bewusstsein, das nicht näher beschrieben wird. Auch gibt es – außer im Buddhismus – nicht so etwas wie Ober- oder Unterwelten. Wo das, was bleibt und ewig ist, dann ist, wird nicht beschrieben. Der Zustand wird jedoch als unendliche Glückseligkeit beschrieben. Dies wird nirwana, nirbhana oder samādhi genannt. Hat eine Person ihre Aufgaben – karma – nicht erfüllt, tritt sie erneut in den Kreislauf von Geburt – Leben- Tod ein. Da dieser Kreislauf immer auch Leid bereit hält, ist das Bestreben, ihn zu verlassen.
Die Aufklärung und die mechanistische Weltsicht hat diese Vorstellung angezweifelt und als Aberglauben abgewertet. Das berühmte Zitat von Nietzsche „Gott ist tot“ ist so interpretiert und oft missverstanden worden. Diese Weltsicht ist die Ursache der größten Probleme, die wir als Menschheit heute haben. Und eine Lösung ist mit den bisherigen Methoden nicht in Sicht.
Kann es sein, dass eine Überzeugung, die unabhängig in vielen Kulturen und über Jahrtausende Bestand hat, nur eine Fantasie ist? Oder ist es ein kollektives, universelles Wissen über unsere wahre Existenz, das wir vergessen haben? So wird es in den östlichen Traditionen gesehen. Die Antwort kann nur ganz individuell jeder Mensch in sich finden.
- Transzendenz im Yogasutra
Das Yogasutra thematisiert die Wiedergeburt nicht direkt. Der Text ist in einer Zeit geschrieben, in der vorausgesetzt werden konnte, dass der Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt – samsāra – bekannt war. Angesprochen wird im Yogasutra der Unterschied zwischen dem Ich, das im Alltag agiert (asmitã 2.6) und dem Selbst (drasta 1.3). Das Ich ist die sterbliche Form, das Selbst ist das, was nie geboren und nie gestorben ist.
Das Ich ist kein unbeschriebenes Blatt. Es agiert größtenteils aus den unbewussten Prägungen aus diesem Leben (samskāra 1.18). Es gibt darüberhinaus die vāsana (4.8), die weiter zurückliegen und möglicherweise aus früheren Existenzen stammen. Also geht es hier um Transzendenz, auch wenn es nicht so benannt wird. Die Transzendenz kann auf dem Yogaweg zu Lebzeiten erlangt werden, nicht erst nach dem Tod. Menschen wie Krishnamurti, Ramana Maharshi oder Buddha haben es gezeigt.
- Die Transzendenz oder Seelenwanderung heute
Der frühere Feiertag „Allerseelen“ am 2. November war ursprünglich ein heidnischer Feiertag zu Ehren der Ahnen. Die Menschen waren der Überzeugung, dass mit dem Tod des Körpers die „Seele“ in einem anderen Raum weiter exisitiert. An diesem Tag wird für die Seelen gebetet, dass sie zu Gott kommen. Es gab bzw. gibt auch die „heidnische“ Variante, dass die Seelen an dem Tag zurückkehrten und es möglich war, mit den Ahnen in Kontakt zu treten, so wie auch in den „Rauhnächten“ von Weihnachten bis zum 6. Januar.
- Der „Zufall Leben“
Wie auch immer die Vergangenheit vor und die Zeit nach der kurzen Zeitspanne dieser Existenz aussieht, so ist dieses Leben eine einmalige und unwiederbringliche Zeit der Erfahrung und es ist einer unglaublichen Anzahl von Ereignissen zuzuschreiben:
Unsere Eltern haben / hatten jeweils mehrere hunderttausend Keimzellen (Frauen) bzw. mehrere Milliarden (Männer). Geboren zu werden ist ein viel größerer „Zufall“ als ein Lottogewinn. Auch das Ereignis des Kennenlernens der Eltern bei vielen möglichen Partnern und Partnerinnen ist ein unglaublich großer Zufall. Wenn wir eine Generation in der Ahnenreihe zurückgehen, sind es vier Personen, von denen unser Schicksal abhängt mit einer Verdoppelung der Möglichkeiten. So potenziert sich die Zahl der Ereignisse von Generation zu Generation. Wenn wir nur die 40.000 Jahre des homo sapiens zurückgehen (die Entwicklung des Menschen begann vor 6 Millionen Jahren), so wären es rechnerisch 1600 Generationen (vier Generationen / Jahrhundert), die zu unserer Existenz geführt haben. Wenn an nur an EINER Stelle etwas anderes passiert wäre (ein Mensch das Erwachsenenalter nicht erreicht, im Krieg getötet, den Ort oder Partner gewechselt hätte……), gäbe es uns jetzt nicht! Oder anders ausgedrückt: Die Weltbevölkerung könnte jetzt auch eine völlig andere sein, als die die wir kennen.
Und natürlich haben wir nur diese eine Chance. Es wird uns nie wieder exakt in dieser Form geben. In diesem Sinne gibt es keine Wiedergeburt. Keine weitere Chance.
Dieses Leben haben wir, das ist sicher. Für Buddhisten- und nicht nur für diese- ist das die kostbare Chance auf die Erlangung der Buddhaschaft, wie sie die Erleuchtung nennen. Wann es eine nächste Chance gibt, wissen wir nicht.
- Das Ich – asmitā – als Hindernis zur Transzendenz
Was wir ICH oder Ego nennen, brauchen wir unbedingt, um uns in in der Welt zu organisieren und zu funktionieren. Es ist Ausdruck unseres Menschseins, unserer physischen, emotionalen und mentalen Existenz. Es hat keine Erfahrung von Transzendenz. Gedanken und Ideen darüber verwirren und verunsichern es.
Dieses Ich ist auf dieses Leben begrenzt und deshalb hat es ununterbrochen Angst vor dem Tod (abhinivesa 2.3). Also strebt dieses Ich um jeden Preis nach einem möglichst langen Leben. Es klammert sich an alles (rāga 2.7), was diesem Ich das Gefühl von Sicherheit und was ein angenehmes, gutes, ruhiges Gefühl gibt. Dazu gehören auch alle biologischen und technischen Möglichkeiten wie z.B. die Genschere oder Implantate. Und es wehrt sich gegen alles, bekämpft alles und sieht alles als Bedrohung an, was diesem Gefühl entgegensteht (dvesa 2.8). Selbst Leben, das es lange vor den Menschen gab und in viel größerer Zahl gibt, z.B. Viren, werden zu einer Bedrohung für das Ich.
Wenn wir uns unsere Ahnenreihe anschauen, deren DNA wir bekommen haben, ist es fraglich, ob es überhaupt ein Ich gibt. Sind wir nicht eine Kopie, von vielen möglichen, unserer Ahnen? Was ist an uns wirklich neu- außer dieser einmaligen Kombination? Neu ist unsere Identifikation mit unserem Geschlecht, Namen, Familie, Beruf, Beziehungen (Tochter, Sohn, Freund, Freundin, Partner, Partnerin von…), Haar- und Augenfarbe, Nationalität.
Das Ego hält sich meistens an geltende gesetzliche Regelungen und moralische Konventionen, aber oft auch nicht. Die Gefängnisse sind voll, die Gerichte und die Polizei überlastet. Korruption und Machtmissbrauch an der Tagesordnung. Denn es nutzt jede Chance, die Überlebensmöglichkeiten zu verbessern. Im Zweifelsfall stellt dieses Ich das eigene Überleben über das anderer Menschen, anderen Lebens überhaupt. Das betrachtet es als sein natürliches Recht. Das Ich setzt sich-in der Terminologie des Yogasutra- aus der Identifikation, dem daraus resultierenden Angstgefühl, dem Festhalten und der Abwehr zusammen. Der Sammelbegriff für die Identifikation ist klesa.
Dieses Ego verhält sich also so, als gäbe es nur diese eine Daseinsform. Es weiß nichts von Transzendenz. Das ist die größteTäuschung (avidyā 2.3 ) und die Wurzel unseres Leidens. Das Problem entsteht daraus, dass wir uns damit identifizieren. Unsere ganze Existenz verknüpfen wir ausschließlich mit diesem Ich-und so verhalten wir uns auch.
Die Antwort auf die Frage nach der Wiedergeburt und der Seele hängt von der Antwort auf die Frage ab: Der Körper stirbt, verwest und ist damit endlich. Gibt es etwas, das auch unser „Ich“ ist und unabhängig vom Körper existiert?
- Ein Leben aus asmitã ohne Wiedergeburt
Unabhängig davon, ob wir dieses Leben als größtes Geschenk überhaupt oder als größte Last empfinden, haben wir die Verantwortung für dieses Leben.
Wofür wollen wir die kurze Zeit nutzen? Wir können zum Beispiel möglichst viel Zeit für Spaß, Konsum, Genuss in jeglicher Form aufwenden. Oder wir möchten möglichst viel Erfolg, Reichtum oder Macht gewinnen. Dazu nutzen wir alle Ressourcen und Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen. Rücksicht ist hinderlich. Konsequenzen für ein solches Handeln jetzt oder nach dem Tod gibt es nicht, denn es gibt kein weiteres Leben. Ein Leben nach dem Motto „Nach mir die Sintflut“. Wir nutzen ganz selbstverständlich alle von den Vorfahren geschaffenen Errungenschaften, ohne Verantwortung für die Zukunft der Menschen und der Welt zu übernehmen. Das sind die Konsequenzen der Aufklärung seit 400 Jahren und die Ursache der größten Probleme, die wir als Menschheit jetzt haben. Das ist die Menschheit und die Welt ohne Transzendenz.
- 400 Jahre Aufklärung ohne Transzendenz und die Menschheit
Wohin hat uns die Aufklärung geführt? Bis ins Weltall, inklusive Weltraumschrott, den wir dort hinterlassen. Sie hat zu einer Blutspur rund um den Globus geführt, zu entsetzlichen Qualen für Menschen und andere Lebewesen, zur Ausbeutung der Erde und auch zu vielen wissenschaftlichen Erfahrungen und Erkenntnissen.
Vorher hat es Glaubenskriege und Kreuzzüge im Namen des Göttlichen gegeben. Das war auch nicht besser. Das können wir aber nicht einer göttlichen Instanz anlasten. Vielmehr ging es hier auch um die Identifikation mit einer zur Ideologie mutierten und interessengeleiteten Spiritualität.
In der Gesundheit, Bildung und im Lebensstandard hat sich ernorm viel verbessert. Ist das Ich glücklicher geworden? Hat es Antworten auf die Frage nach dem Sinn bekommen? Es ist immer noch eine „Blackbox“, wer wir wirklich sind, warum wir hier sind. Die Fokussierung auf die äußeren Lebensbedingungen in der Welt ist auf kosten der Bewusstseinsentwicklung geschehen. Dort ist die Menschheit nicht vorangeschritten. Gleichzeitig haben die Menschen sich durch die Aufklärung davon abgelenkt, sich um ihr Bewusstsein zu bemühen.
Und was macht das Ich, das Ego? Überfordert von den den selbstgeschaffenen Problemen? Jetzt wäre die Gelegenheit, inne zu halten und den Weg zu einer Erweiterung des Bewusstseins zu gehen und aus den Irrtümern zu lernen. Bisher Fehlanzeige.
Das Spiel mit dem Feuer geht aus Unkenntnis weiter: Haben wir Menschen mit der Atomkraft und dem Wasserstoff schon unbeherrschbare Gefahren in die Welt gebracht, machen wir mit Geo-Engineering, d.h. einer Verdunkelung der Sonne, weiter. Wir lassen weiterhin Kriege zu, die täglich unfassbar viel Leid und nebenbei viel CO² erzeugen. Soviele Windräder können wir garnicht errichten. Angstvoll klammert das Ich sich weiterhin an äußere, d.h. technische Lösungen. Damit lösen wir alle menschlichen Probleme: Das Klima und das lange Leben, und letztendlich die Sterblichkeit. Dabei verbrauchen wir unendlich viel Energie für Rechenzentren ( Google hat zur Sicherung seiner Energie drei eigene Atomkraftwerke gekauft) und Krypto-mining, klammern (rāga) uns an künstliche Intelligenz und Implantate und chips.
Die neueste Lösung für das Ich ist der Transhumanismus. Denn wenn es nur dieses eine Leben gibt, muss man alles daran setzen, möglichst lange zu leben. Aus der mechanistischen Sichtweise ist der Körper eine Maschine und man tauscht einfach Teile aus, wenn sie nicht mehr funktionieren. Und so ist es nur logisch, dass man auch das Gehirn optimiert. Wir leben als Cyborgs weiter- aber wir leben. Die Vorstufe sind die verschiedenen KI, die es schon gibt.
Gleichzeitig wehren wir alle Gefühle der Angst und Verzweifelung ab (dvesa), da wir spüren, dass es nicht funktionieren wird. Wir verdrängen dies, indem wir uns mit allen möglichen Aktivitäten ablenken. Und wir projezieren die Angst und Wut auf andere durch Diffamierung, Gewalt und Belehrung im Alltag oder sozialen Medien. Das findet nicht nur auf der individuellen Ebene, sondern kollektiv und sogar weltweit in unterschiedlichen Formen statt. Aber eigentlich ist die Ursache dieselbe: Das ist avidyā, die Selbsttäuschung bzw. Selbstüberhöhung des asmitā, des Ich, das denkt, es könne das unsterbliche Selbst, drsta, sein.
- Liegt die Lösung für die Menschheit in der Transzendenz?
Oder gibt es doch eine Tendenz, sich mit den Sinnfragen zu beschäftigen? Der Zulauf zu und das wachsende Interesse für transzendentale Praxen- Meditation, Yoga, Buddhismus, ZEN- könnte Ausdruck der Sehnsucht der Menschen zurück zu sich selbst zu sein. Nachdem wir jahrhundertelang das Glück und den Frieden in den äußeren Umständen zu finden hofften, scheint es, noch langsam aber unvermeidlich, eine Neubesinnung zu geben.
Aber können wir die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die uns die Aufklärung gebracht hat, ignorieren und zu den Methoden unserer Vorfahren zurückkehren? Das wird niemand wollen bzw. ist auch kaum möglich. Oder müssen wir durch eine Synthese des alten und neuen Wissens unseren eigenen Weg finden? Müssen wir die vertrauten, bekannten und vermeintlich mehr oder weniger bequemen Autobahnen der Wissenschaften und der spirituellen Traditionen und Philosophien verlassen und mit diesem Wissen Neuland betreten? Ein „Denken ohne Geländer“, wie ein Buchtitel von Hannah Arendt lautet?
Wenn sich die Menschheit einseitig in eine Richtung bewegt, statt ein gesundes Mittelmaß zu finden, entwickelt sich eine Gegenbewegung- oder mit Hölderlin: Wo die Not ist, wächst das Rettende auch. Es gibt seit tausenden von Jahren Menschen, die Erfahrungen mit Transzendenz gemacht haben, mit diesen anderen Bewusstseinszuständen, teilweise durch Nahtoderfahrungen*.
In der katholischen Terminologie werden sie „Heilige“ genannt (z.B.Teresa von Avila, Franz von Assisi), in der östlichen Terminologie „Erleuchtete“, „Buddhas“, oder Schamanen.
Von diesen Heiligen oder Erleuchteten ist uns ihre Geschichte überliefert. Sie haben uns ihren Weg vorgelebt. Einige sind zu Lehrern geworden, die Menschen angezogen haben. Manche dieser Schüler (es waren meistens Männer) erlangten dann ebenfalls das transzendente Bewusstsein oder die Erleuchtung. Zu diesen Lehrern gehören Jesus, Mohammed, Buddha, Patanjali, Krishnamurti, Ramana Maharshi, Eckhard Tolle. Und von ihnen gibt es viele Texte und praktische Wege.
Wir befinden uns in der komfortablen Situation, nicht täglich um unser Überleben kämpfen zu müssen und ganz verschiedene Wege angeboten zu bekommen, um den Weg zu finden, der uns den Zugang zum transzendenten Bewusstsein ermöglicht. Das ist ein großes Geschenk. Allerdings werden wir den Weg nicht einfach kopieren können, sondern müssen unsere eigenen Erfahrungen machen.
Dieser Weg, wie z.B. der praktische Übungsweg des Yoga (sādhana pãda) ist ein erprobter Weg. Er kann unser Faden (sūtra) sein, der uns Orientierung im Leben gibt. Wir können die unüberschaubare Anzahl von Angeboten die uns von Coaches, Beratern, Gurus, Influencern und Experten gemacht werden, daran überprüfen. Wenn diese uns auf dem Weg helfen, können wir sie nutzen. Wenn sie uns wieder ins Ego ziehen oder ganz woanders hinführen, brauchen wir sie einfach nicht zu beachten. Die Lösung ist ein eigene Erfahrung und die eigene Erkenntnis.
So erfüllt sich dann der Satz: Werde, der (die) du bist. Nicht: Werde jemand anderes, Beethoven, Mutter Teresa…, zu jemand Besserem, Klügerem, Reicherem, Mächtigerem, sondern zu dem was du schon immer warst. Das eigene Selbst kann man nur finden. Darin liegt die einzige Freiheit von Leid, die einzige wirkliche Sicherheit und Geborgenheit.
- Weihnachten- eine Ahnung von Transzendenz
An Weihnachten sind die Kirchen stets gut gefüllt. Gläubige und Ungläubige (im herkömmlichen Sinn) strömen in die Kirchen. Gibt es vielleicht jenseits von Tradition, Brauchtum oder Kindheitserinnerungen und jenseits des aufgeklärten Verstandes eine Ahnung oder Erinnerung (vāsana) an die eigene transzendente Existenz? Und eine Sehnsucht?
*Elisabeth Kübler-Ross hat besonders im Bereich mit Nahtoderfahrungen geforscht. Sie hat einen Fall mit einem neunjährigen Jungen in den USA, der im Koma lag, erforscht. Im Koma sprach der Junge, Sohn polnischer Einwanderer, der keinerlei Kontaktmöglichkeiten zur deutschen Sprache hatte, ein altmodisches Deutsch und war Karl. Er rief dabei immer wieder den Namen einer Frau, den er auch nicht kennen konnte. Die Nachforschungen seiner Schilderungen ergaben, dass einiges passte: Es gab einen „Karl“ in einer ländlichen bayrischen Gegend zu Beginn des Jahrhunderts, in dem dieses Deutsch gesprochen wurde. Karl war durch einen Unfall verstorben und hatte eine Frau dieses Namens. Im Koma war dieser Junge wieder Karl. Alles deutet daraufhin, dass es sich um eine Reinkarnation handelt. Derartige Berichte sind Futter für unseren aufgeklärten Geist, aber nicht die Lösung.
